Die Festlegung der Preise bereitet den Heilpraktikern am Anfang ihrer Tätigkeit oftmals große Schwierigkeiten. Gerade die Prüfung bestanden, wollen sie voller Enthusiasmus loslegen und da stehen sie schon: Verwandte und Freunde, die nun sofort in den Genuss ihrer ersten Behandlungen kommen möchten – und das natürlich umsonst.
Zu Anfang noch gerne, doch irgendwann macht sich der frisch gebackene Heilpraktiker zähneknirschend klar, dass es so nicht weitergehen kann. Also setzt er seine Preise fest: Natürlich kann er jetzt die, die er bisher umsonst behandelt hat, nicht mit Preisen konfrontieren, die ihm vielleicht durch den Kopf gehen, schließlich gab es bisher alles umsonst. Außerdem sagt sich der junge HP, dass ihm ja noch viel Erfahrung fehle und das könne man unmöglich den Patienten bezahlen lassen. Und dann nimmt die Nachbarin, die auch Heilpraktikerin ist, nur 50,-€ für eine Erstanamnese. Da kann er doch unmöglich das Dreifache nehmen…
So sind die ersten Preise eines Heilpraktikers oftmals viel zu niedrig angesetzt. Das merkt auch der Heilpraktiker schnell. Er wird unzufrieden, erhöht seine Preise wieder ein Stück, wird wieder unzufrieden und erhöht die Preise stückchenweise immer weiter. Das wirkt unseriös und kommt bei Euren Patienten nicht gut an.
Meine Erfahrung ist folgende: Rechnet aus, was Ihr monatlich zum Leben braucht und vergesst nicht, auch Urlaub und Krankheit mit einzurechnen. Dann errechnet Euch daraus einen Stundenlohn bei einem 8-Stunden-Tag und bei einer 5-Tage-Woche. Ihr werdet staunen, was Ihr für einen Stundenlohn nehmen müsst, um Euer Leben finanzieren zu können.
Wenn Ihr herausgefunden habt, was Ihr wirklich nehmen möchtet und auch haben müsst, dann solltet Ihr diesen Betrag selbstbewusst nach außen vertreten. Wenn Ihr Euch darüber nicht sicher seid („Bin ich vielleicht doch zu teuer?“, „Ist meine Arbeit so einen Preis wert?“), dann wird Euch diese Unsicherheit um die Ohren fliegen. Ihr werdet dann immer wieder auf Patienten treffen, die dann über die Preise meckern oder diskutieren wollen.
Doch nur, wenn Ihr das nehmt, was angemessen ist, und damit auch den Wert Eurer Arbeit angemessen widerspiegelt, nur dann könnt Ihr in Win-Win-Beziehungen arbeiten.